„Musiker sind Bewegungskünstler.“

G.O. van de Klashorst

Die Dispokinesis ist eine Haltungs-, Ausdrucks- und Bewußtheitslehre, die der holländische Musiker und Physiotherapeut Gerit Onne van de Klashorst (1927-1997) in den 1950er Jahren aus entwicklungsphysiologischen und neurophysiologischen Untersuchungen und seinen Erkenntnissen zur funktionellen Anatomie für die Behandlungen von „Musikerleiden“ entwickelte.

Das Wort Dispokinesis ist abgeleitet aus dem lat. se disponere=über sich verfügen und dem griech. kinesis=Bewegung.

Im Zusammenhang mit den Herausforderungen eines Musikers steht es für die selbstverständliche, leichte, ausdauernde und freie Verfügbarkeit der körperlichen Bewegungen mit und am Instrument. Der Musiker ist „disponiert“, wenn er ungehindert ausführen kann, was er will, wiederholbar und ermüdungsfrei.

Aufgrund der hohen physischen und psychischen Herausforderungen kann es gerade bei Musikern zu berufsbedingten Beschwerden wie Überlastungsschmerzen, Verspannungen, Atem- und Stützproblemen, Ausdrucks- und Bewegungshemmungen, Stress, Bühnenangst bis hin zum völligen Verlust der Spielfähigkeit (fokale Dystonie) kommen.

Die Dispokinesis bietet Wege an, Spielprobleme zu erkennen, die Ursachen aufzudecken und zu behandeln sowie präventiv zu wirken und mehr Leichtigkeit und Freiheit beim Musizieren zu ermöglichen.

Gerade tief verankerte Bewegungsabläufe, wie sie bei Musikern durch langes und intensives Üben anzutreffen sind, lassen sich nur, so die Erkenntnis von van de Klashorst, durch die Schulung der sensorischen und sensomotorischen Fähigkeiten des Musikers dauerhaft beeinflussen.

Van de Klashorst erkannte weiterhin, dass viele Probleme an der Zielmotorik (Hände, Mund, Stimmbänder) von Instrumentalisten, Dirigenten oder Sänger ursächlich in einer unklaren oder uneffektiven Haltungs- und Aufrichtungsmotorik begründet liegen können, die z.B. auch entscheidenden Einfluss auf die einwandfreie Funktion von Atmung und Stütze bei Bläsern und Sängern hat.

Er entwickelte daraufhin über 30 einfache Übungen, die „Urgestalten von Haltung und Bewegung“, die unseren Entwicklungsweg vom Liegen zum aufgerichteten Stehen und Gehen nachvollziehen. Diese Übungen, welche mittels fühlendem Wahrnehmen, Vergleichen und Erleben unterrichtet werden, können dazu beitragen, unser „ursprüngliches“ Aufrichtungs- und Haltungsgefühl zu stärken bzw. wiederzufinden.

Instrumentenspezifische Bewegungsvorstellungen formen unsere Spielmotorik am Instrument. Hier geht es darum, fördernde und hemmende Aspekte zu erkennen und diese Erfahrungen zur Erleichterung des Spiels nutzbar zu machen.

Dabei hat es sich als hilfreich erwiesen, neue feinmotorische Erfahrungen zunächst abseits des jeweiligen Instrumentes zu etablieren, um sie später am Instrument freier nutzen zu können.

Um Veränderungen in der Spielmotorik anzuregen, kann es sinnvoll sein, ergonomische Hilfsmittel für das jeweilige Instrument unterstützend einzusetzen. Das sind z.B. Daumenstützen, Kinnhalter, Sitzkissen und verschiedenste Haltesysteme, um das Gewicht des Instruments zu reduzieren und den Veränderungsprozess zu begleiten.

Extra stabiles Sitzkissen („Dispo-Kissen“) für Musiker mit Neigungswinkel zur Unterstützung der Aufrichtung der Wirbelsäule

„T-Stuhl“ zur Anregung von Bodenkontakt und aktiver Sitzposition

Das Haltesystem „Ergobrass“ mit Teleskopstab zur Gewichtsreduktion ist auch für andere Blechblasinstrumente verfügbar